Das Leben schläft – Impressionen aus San Francisco

Obdachloser in San Francisco

Ein Nickerchen auf dem Gehweg

Ein Nickerchen auf dem Gehweg
Normalerweise ist die Market Street in San Franciscos Zentrum voller Menschen, Touristen, Bummler, Einkäufer. Zurzeit scheinen die Obdachlosen zu dominieren. So vielen begegne ich an diesem ganz gewöhnlichen Wochentag. Und weil es so ruhig ist und wenige Menschen unterwegs sind, nähere mich ihnen. Sie scheinen sich irgendwie ruhiger zu fühlen in dieser schwierigen Zeit.

Legales Rauschmittel
Der Geruch von Marihuana liegt in der Luft und überdeckt den des Urins und anderer Ausscheidungen, die immer wieder zwangsläufig öffentlich auf der Straße abgesondert werden. Dazu mischen sich noch Körperausdünstung und allerlei Essengerüche. Die getrockneten Blüten der weiblichen Hanfpflanze Cannabis sind als Marihuana in einigen Staaten der USA legalisiert, zum Teil als Arzneimittel, zum Teil als Rauschmittel.  Also rauchen sie, die Menschen mit den bunten Tüchern, Lappen, Karren und vollen Einkaufswagen, auf denen allerlei Kurioses zu sehen ist.

Obdachlose Frau in San Francisco

Alles organisiert

Obdachloser in San Francisco

Er hat immer alles dabei.

Geordnetes Chaos
Alles mögliche schieben sie vor sich her. Sie ergattern sich offenbar irgendwo so ein Gefährt in einem Laden und packen es voll. Das ist ihre Habe, ihr Besitz, mit dem sie sich das Leben unter freiem Himmel erträglicher machen wollen. In San Francisco wird es ja nie richtig kalt, auch im Winter nicht. Ich wundere mich etwa über ein einzelnes Rad von einem Fahrrad, das oben auf einem Einkaufswagen liegt.

Mit der Habe unterwegs
Einen anderen treffe ich, der hat sein Zeug schön gebündelt und mit einem bunten Tuch umwickelt. Er lächelt und lässt sich mit mir fotografieren.

Obdachlose

Klingt nicht schlecht

Klangvielfalt
An der nächsten Straßenecke sitzen Musiker. Es ist sind eigentlich nur Drummer, Schlagzeuger. Sie hauen auf verschiedenen Plastikeimern herum. Je nachdem ob sie einen oder zwei Eimer übereinandergestapelt haben, verändert sich der Klang. Zusätzlich dienen Pfannen, Töpfe und leere Glasflaschen dazu, verschiedene Klänge zu erzeugen. Einer der beiden Schlagzeuger hat einen Hund in seinem Rollstuhl sitzen, der mich neugierig anschaut. Nur – es fehlt das Publikum.

Ferry Building in San Francisco

Ferry Building, hier noch mit vielen Besuchern

Embarcadero
Das Ferry Building am Pier von San Francisco ist fast wie leerfegt. Normalerweise sind auch hier immer viele Menschen unterwegs, vor allem zahlreiche Touristen. Jetzt sind viele der kleinen Läden geschlossen. Ein paar Restaurants im hinteren Bereich am Wasser haben geöffnet. Mittels einer App kann man draußen über das Handy einen Sitzplatz bestellen.

Schönste Reisezeit
Nur, es fehlt der Glanz, die Vielfalt, das Bunte, die überquellende Lebensfreude dieser Stadt. Dabei sind September und Oktober die schönsten (Reise)Monate in San Francisco. Da ist es nämlich weder zu kalt wie im oft Nebel durchzogenen kühlen Sommer, und nicht zu heiß. Sogar die Möwen fliegen am Embarcadero nicht so zahlreich herum wie noch vor einigen Monaten. Es ist ja kaum jemand da, dem sie ein Sandwich oder sonstige Leckerbissen förmlich aus den Händen reißen könnten, wie ich es dort schon oft beobachtet habe. Die meisten Schiffe und Fähren liegen vor Anker. Auch Geschäftsleute sind kaum zu sehen. Büros in San Francisco schließen, weil die Mitarbeiter von zu Hause arbeiten sollen. Das Leben schläft …